~verbale Planungssicherheit~

Veröffentlicht auf von p.

Noch 7 Tage. Also heute in einer Woche bin ich schon da. Da hab ich das Abendbrot schon fast hinter mir. AAAAAAAH! Erwähnte ich schon, dass ich mich so ein klitzekleines bisschen freue? Ja?

Etwas weniger freuen kann ich mich über unsere seltsame dritte PDL. In der letzten Zeit sitzt sie ja fast nur am PC und versucht, irgendwelche Pflegeplanungen zu schreiben. Ich habe sogar Verständnis dafür, dass es für sie schwierig ist, weil sie die meisten Leute nicht kennt. Weniger Verständnis habe ich für angewandte Blödheit.

Pflegeplanungen bestehen in der Regel aus diversen Problemen (Beispiel: Patient kann sich aufgrund seiner Erkrankung nicht selbständig waschen), Ressourcen (was kann der Patient noch - und sei's auch nur sowas wie "akzeptiert die Hilfestellung"), Pflegezielen (was will ich erreichen - also zum Beispiel eine intakte Haut oder dass derjenige sich wohl fühlt oder sowas) und den detaillierten Maßnahmen, was ich wann wie wo warum genau mache, um diese Ziele zu erreichen. Jede AEDL (Aktivitäten und existentielle Erfahrungen des Lebens) wird dabei bearbeitet und überprüft, wo Probleme vorliegen und wo man helfen muss.

Irgendwann hat man einen Haufen Formulierungen auswendig gelernt, die man fast in jedem Fall anwenden kann. Die Maßnahmen unterscheiden sich zwar bei vielen .. aber im Endeffekt ist doch alles irgendwie gleich.

Unsere Dritt - PDL sitzt jetzt also seit Wochen mit einem schlauen Büchlein am PC und hat sich um die Pflegeplanungen gekümmert. Toll .. eigentlich. Weil dann brauch ich das nicht machen. Ich schreib sowas zwar auch gerne .. aber momentan bin ich mit meinen Wundversorgungen auch so ausgelastet. Ich muss mir ja nicht die komplette Arbeit an's Bein binden.

Heute habe ich dann durch Zufall - N. hat mir unter Lachtränen ein Exemplar ausgehändigt - eine der wunderbaren Planungen in die Hand bekommen.

Tja.

Was soll ich sagen. Ich bin ... sprachlos? Fassungslos? Also auf jeden Fall habe ich Bauchschmerzen vor Lachen .. auch wenn das alles eigentlich gar nicht so lustig ist. In leuchtendem Rosa sind die wichtigsten Fehler und Widersprüche markiert ... und der Zettel war ziemlich rosa. Von Rechtschreibfehlern möchte ich jetzt gar nicht reden .. die können passieren .. in dem Ausmaß zwar eigentlich nicht .. aber was soll ich sagen? Also es waren die einfachsten Wörter falsch geschrieben. Abgesehen davon gibt's ja bekanntlich sowas wie Rechtschreibüberprüfungen .. könnte man in so einem Fall bestimmt auch mal anwenden. Aber gut. Auch die Grammatik war sehr ... kreativ. Ich dachte bisher immer, dass meine Bimba ein dezentes Ausdrucksproblem hätte .. aber Bimba spricht und schreibt wenigstens nur allerfeinsten Gelsenkirchener AssiGhettoSlang (nein, nicht böse gemeint!). Aber das, was das Schreiberlein da verbrochen hat .. das geht noch viel, viel weiter.

Viel schlimmer fand ich allerdings die inhaltlichen Schenkelklopfer. Und die dürfen einer PDL einfach nicht passieren .. erst Recht nicht einer PDL, die immer wieder betont, wie toll sie doch ist und wie selbständig sie doch arbeiten kann.

Wir erinnern uns einfach mal an oben genannten Inhalt einer Pflegeplanung.

Jetzt hat Werner das Problem, dass er aufgrund seiner Demenz die Notwendigkeit der Körperhygiene nicht einsieht. Soweit, so gut. Als Ressource findet sich direkt daneben die Tatsache, dass Werner die Notwendigkeit der Körperhygiene einsieht. Aha? Unter den Maßnahmen wird dann nochmal erwähnt, dass man Werner anleiten und erinnern muss, weil er ja die Notwendigkeit ... nicht einsieht. Ja was denn nu? Ausserdem würde er sich ja nur von zwei Personen waschen lassen, weil er nur zu denen Vertrauen hätte. Falsch. Er lässt sich nur von zwei Personen waschen, weil der Rest keine Lust hat, mit ihm zu diskutieren. Das ist aber ein völlig anderes und eher firmeninternes Problem.

Werner hat ausserdem das Problem, dass er Alkoholiker ist und deswegen nicht einkaufen gehen kann. Ah? Weil wieso nicht? Als Ressource ist angegeben, dass er täglich fünf Euro Taschengeld bekommt. Das Ziel ist die adäquate Versorgung mit Lebensmitteln und die Maßnahme das wöchentliche Einkaufen. Ich habe dummerweise den Zusammenhang zwischen diesen Aussagen und dem Taschengeld nicht so ganz mitbekommen .. ausserdem habe ich persönlich das Problem, dass eben dieses Problem nicht wirklich in diesen Bereich kommt.

Und so zieht sich das durch die komplette Planung. Es werden Probleme genannt, die so gar keine Probleme sind, Ressourcen und Maßnahmen, die sowieso nicht zusammen passen, geschweige denn wirkliche Ressourcen oder Maßnahmen sind.

Und daran sitzt die Frau seit Wochen. Das bedeutet, sie arbeitet seit Wochen selbständig irgendeinen Mist aus, den kein Mensch gebrauchen kann .. und von dem ich jetzt schon weiß, dass ich ihn irgendwann wieder korrigieren darf.

Wie zum Henker will die Trulla irgendwann mal ihren eigenen Pflegedienst geführt haben? Wenn sie so deutlich keine Ahnung von nichts hat? Okay, niemand ist perfekt. Das will ich ja auch gar nicht .. aber so einen winzig kleinen Hauch von Ahnung .. das kann doch nicht zu viel verlangt sein?

Habe ich schon erwähnt, dass ich mich sehr auf meinen Urlaub freue? Ich hoffe, der Effekt der Gehirnwäsche - Zuhause?  Arbeit? Was ist das? Wo ist das? Was mach ich da? - setzt wieder direkt am zweiten Tag ein .. das wäre perfekt!

Veröffentlicht in ~@work~

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